Germanisierung und Besetzung in Luxemburg im 2. Weltkrieg

Das National Denkmal der Solidarität (siehe: Beitragsbild), das sich auf dem sogenannten Kanonenhügel im Zentrum von Luxemburg befindet, soll den Verstorbenen aus dem 2. Weltkrieg gedenken. Ebenfalls erinnert es an den Widerstand von Luxemburg gegen die nationalsozialistische Besatzung. Der gepflasterte Innenhof soll Gefängnisse, Konzentrationslager und Kasernen symbolisieren. Innerhalb der Kapelle steht ein ungehauener Stein, dieser steht für die Opfer des 2. Weltkrieges. Zusätzlich brennt vor dem Denkmal ein ewiges Feuer. (Bildquelle aus eigener Aufnahme)

Der Folgende Zeitstrahl stellt die wichtigsten Eckdaten der Germanisierung von Luxemburg im 2. Weltkrieg dar.

10. Mai – 25. Juni 1940

Der Westfeldzug

Durch den Westfeldzug, bestehend aus drei Heeresgruppen, konnte die Deutsche Wehrmacht in dem Zweiten Weltkrieg Frankreich endgültig einnehmen. Hierbei wurde auch die Neutralität der Benelux Staaten gebrochen, durch den so genannten „Überfall auf Belgien, Niederlande und Luxemburg“, von der Heeresgruppe B. Da Luxemburg ein neutrales und unbewaffnetes Land war, verfügte es nur über einen Freiwilligenkorps aus 461 Mann, welche der Deutschen Wehrmacht unter keinen Umständen stand konnte.

06. August 1940

Zivilverwaltung

Bis 1944 herrscht in Luxemburg eine deutsche Zivilverwaltung (unter Gustav Simon), die von Adolf Hitler eingesetzt wurde, um die Germanisierung und Nazifizierung in allen Lebensbereich verfolgen zu können. Die Mehrheit der Luxemburger gab sich damit jedoch nicht zufrieden, weswegen die Herrschaft der Besatzer zu einem Terrorregime wurde und auf die Widerstände mit Einschüchterungen, Verhaftungen, Massendeportationen, Einweisungen in Konzentrationslager und Hinrichtungen reagierte.

06. August 1940

Nur noch die deutsche Sprache

Einführung einer Verordnung, die besagte, dass nur noch die deutsche Sprache im öffentlichen Leben (Schulen, Verwaltungen, Betrieben und Gerichten) verwendet werden durfte. Zudem wurde Propaganda verbreitet, um Anhänger zu finden. Außerdem sollte jüdischen Medizinern und Juristen die Ausübung ihres Berufes verboten werden und Juden im öffentlichen Dienst sollten entlassen werden.

31. Januar 1941

Deutsche Vor- und Familiennamen

Um die Germanisierung weiter zu vervollständigen, kam es zu der Pflicht Deutsche Vor- und Zunamen zu tragen. Somit musste die Luxemburgische Bevölkerung seine eigentlichen Namen ablegen und diese durch „Deutsche“ Namen ersetzen. Dies war ein weiterer Schritt den Luxemburgern nach und nach mehr ihre eigentliche Persönlichkeit zu nehmen.

Juli 1941

Sammellager Fünfbrunnen

Die Gestapo befahl ein Kloster mit dem Namen Fünfbrunnen aus Luxemburg als umfunktioniertes Sammellager einzurichten. Dorthin sollten unter dem Vorwand eines jüdischen Altersheim, arbeitsunfähige Juden deportiert werden. Das Ziel war eine Isolierung und Konzentrierung der Betroffenen aus der Gemeinschaft von Luxemburg. Heute steht auf dem Gelände des Klosters ein Denkmal und eine Informationstafel, welche an die Deportation und Ermordung der unschuldigen Menschen erinnern soll.

29. Juli 1941

Armbinde

Die jüdische Bevölkerung durfte nicht mehr ohne offizielle Kennzeichnung in die Öffentlichkeit treten. Sie wurden verpflichtet zu jeder Zeit eine gelbe Armbinde zu tragen. Auf dieser Armbinde war oft der Judenstern zu sehen, welcher als Feindsymbol für den Nationalsozialismus galt. Durch die sofortige Erkennbarkeit wurde das Leben der Juden auf den Straßen in Luxemburg noch gefährlicher. Auch ihre Bewegungsfreiheit wurde immer mehr eingeschränkt, als Maßnahme die Juden fast endgültig aus dem Öffentlichen Leben auszuschließen.

Bis Ende Sommer 1941

Widerstandsgruppen

Gründungen von Widerstandsgruppen in vielen Gemeinden, sie hatten zwar jeweils nur wenige Mitglieder, dafür aber beständigen Kontakt untereinander. Ihr Ziel war es ein freies und unabhängiges Luxemburg unter der Führung von der Großherzogin Charlotte (die in der Zeit des Krieges nach Großbritannien geflohen ist) herzustellen.
Der Widerstand erfolgte durch:
-Unterstützung der Angehörigen von Verhafteten
-Anschluss an die französische Résistance
-Weitergabe der Botschaften von der Großherzogin
-…
Bis Ende November wurden somit die Maßnahmen gegen die Widerstände geschärft und dementsprechend bis zu 200 Verhaftungen durchgeführt.

17. September 1941

Entscheidung Hitlers

Spätestens an diesem Tag entschied Adolf Hitler, dass die Juden aus dem “Altreich” (zu diesem zählte auch Luxemburg), deportiert und evakuiert werden sollen.

10. Oktober 1941

Personenstandsaufnahme

Die Personenstandsaufnahme wurde von der deutschen Besatzung eingeführt, um ihr einen Überblick über die Bevölkerung zu ermöglichen. Dabei wurden Fragen zu der Staatsangehörigkeit, Muttersprache und Volkszugehörigkeit gestellt. Aufgrund von Drohungen und Appellen über die Presse, erwartete man mit einer mehrheitlich dreimal „deutsch“ als Antwort. Jedoch gab der Großteil 3x „luxemburgisch“ an, somit brachen sie die Personenstandsaufnahme bereits nach ersten Auswertungen wieder ab.

16. Oktober

1. Deportationszug

An diesem Tag fuhr der 1. Deportationszug mit 331 Juden nach Litzmannstadt, einige wurden aber auch weiter nach Kulmhof verschleppt und dort ermordet. Ihr Vermögen wurde anschließend arisiert.

30. August 1942

Zwangsrekrutierung

Es begann eine Zwangsrekrutierung der Männer von Luxemburg zu der deutschen Wehrmacht. Dies löste harte Widerstände der Luxemburgischen Bevölkerung aus, welche aber von den Deutschen brutal niedergeschlagen wurde. Für Männer die sich öffentlich dem Dienst unter den Deutschen verweigert hatten drohte fast in allen Fällen die Hinrichtung. Insgesamt wurden um die 12.000 Luxemburger für die Kriegsjahre einzogen, von denen aber über 2800 desertierten und somit auch das Leben ihrer Familien bedrohten, denn es war bekannt, dass die Deutschen auch Angehörige von Desertierten verschleppten und bestrafen.

17. Juni 1943

Letzter Deportationszug

An diesem Tag fuhr der letzte Deportationszug ab. Die noch 683 in Luxemburg lebenden Juden wurden in die Ghettos Theresienstadt und Litzmannstadt, sowie in das Vernichtungslager Auschwitz, gebracht. Nur ungefähr 43 Menschen überlebten dies.

Bis 1944

Umsiedlungsaktion

Im Rahmen der Umsiedlungsaktionen wurden circa 4000 Luxemburger deportiert. Dies geschah inoffiziell jedoch aus rassistischen und politischen Gründen. Das Vermögen der Betroffenen ging an die Umsiedlungs-Treuhandgesellschaft. Zudem wurden in Luxemburg insgesamt 1415 Deutschstämmige angesiedelt, hauptsächlich Bauern und Landarbeiter, um das deutsche Volkstum zu festigen.

10. September 1944

Befreiung durch amerikanische Armee

Luxemburg wurde an diesem Tag von der amerikanischen Armee befreit, jedoch konnte Deutschland die Front entlang der Mosel festigen. Dadurch kam es im Dezember zu einem Gegenangriff, durch den der Norden und der Osten großflächig verwüstet wurden.

1945

Ende des 2. Weltkrieges

Am 14. April 1945 kam die Großherzogin zurück nach Luxemburg. Die bedingungslose Kapitulation von Deutschland erfolgte am 08. Mai und somit kam es auch zum Ende des Krieges.

Dieser Eintrag basiert unteranderem auf praktischem Wissen, welches für und während der P – Seminar Fahrt nach Straßburg und Luxemburg 2022 gesammelt wurde. Von Nina Lütcke & Diana Eder.