Besuch im Robert Schuman-Haus

Die Europäische Union – für viele von uns ein nicht mehr wegzudenkendes Konzept. Doch wo liegen eigentlich die Wurzeln dieser Gemeinschaft? Dieser Frage sind wir am letzten Tag unserer Studienfahrt nach Frankreich im „Robert-Schuman-Haus“ nachgegangen. Schon die Anfahrt war spannend. Das Haus von Robert Schuman liegt auf einem Hügel und kann nur über eine kleine Straße erreicht werden. Dementsprechend musste unser Bus unten warten und unsere Gruppe eine kleine Wanderung unternehmen.

Zu Beginn unserer Führung wurde ein Film vorgeführt, welcher uns zunächst ein paar Rahmeninformationen zu Robert Schuman lieferte.

  • 1886 geb. in Luxemburg
  • 1914: Kriegsdienst im deutschen Heer
  • 1918: Nach Abtrennen von Elsass-Lothringen wird er franz. Staatsbürger
  • 1940-42: Verhaftung durch die Gestapo: Gefängnishaft in Metz und Sonderhaft in Neustadt/Pfalz
  • 1942-45: Flucht nach Frankreich
  • 1948-53: Außenminister in Frankreich
  • 1951 18. April: Die Außenminister der Beneluxstaaten, Frankreichs, Italiens und der Bundesrepublik unterzeichnen in Paris den Vertrag zu Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) (Montanunion) => Schumanplan






Eingangsbereich

Schuman kaufte das Haus 1924 um es als Wochenendhaus zu nutzen. Zu den berühmtesten Gästen, die er hier empfing gehörte Konrad Adenauer oder der Papst.

Nach seinem Tod verkaufte die Familie das Haus, es wurde jedoch vom „Conseil Générale de la Moselle“ zurückerworben und restauriert.

Ein weiterer interessanter Fakt über das Haus ist, dass es über eine zentrale Heizung verfügte. Da Robert Schuman jedoch ein sehr sparsamer und bescheidener Mann war schaltete er diese nur ein, wenn Gäste zu Besuch waren. Das Haus liegt in einem „religiöseren Viertel“ mit mehreren Klöstern. Diese besondere Lage ist analog zu Schuman selbst. Man erlebte ihn als einen Menschen, der viel Wert auf seine Religion legte, sein früherer Berufswunsch war sogar Priester zu werden.

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Küche

Der Aufbau der Küche entspricht dem typischen 50er und 60er- Jahre Stil. An dem Holzofen kochte seine Haushälterin Marie. 40 Jahre lang lebte und arbeitete sie bei ihm. Zu ihren Aufgaben gehörte neben dem Kochen auch das Instandhalten des Gartens, sowie des Hauses. Sein Lieblingsgericht waren Rühreier mit Schinken und Bratkartoffeln. Auch dadurch wird deutlich, dass Schuman einen einfachen Lebensstil pflegte. Aufgrund dessen, dass das Elsas mehrmals die Nationalität wechselte, ist dies auch nicht spurlos an dem Haus vorbeigegangen: In der Küche beispielsweise findet man ein Handtuch mit deutschen Stickereien.

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Esszimmer

Robert Schuman ging in die Politik weder um berühmt zu sein noch viel Geld zu verdienen, sondern er hat Politik gemacht, um etwas für die Menschen zu bewirken, wie die Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich. Diese Einfachheit und Bescheidenheit spiegeln sich im ganzen Haus wider, auch im Esszimmer. Die Einrichtung wirkt einfach und funktionell, denn die Möbel sind typisch für die lothringische Region gefertigt und mit zu der einzigen Dekoration gehören kleine Stiche aus dem 18. Jahrhundert, die an der Wand hängen.

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Wohnzimmer

Obwohl Robert Schuman sehr auf seine Gesundheit besacht war; er machte jeden Tag einen Spaziergang in der Natur; wurde er gegen Ende seines Lebens sehr krank. Er verbrachte seine Tage dann hauptsächlich im Wohnzimmer und schlief auch dort. Er hatte einen kleinen Fernseher, auf dem er ineressiert das Geschehen in Europa mitverfolgte.

Die Möbel dieses Zimmers sind sehr wertvoll und waren zum Zeitpunkt unseres Besuchs für eine Ausstellung ausgeliehen.

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Garage

Robert Schuman fuhr nie selbst mit seinem Auto, da er keinen Führerschein besaß. Er nutzte das Auto hauptsächlich, um zu offiziellen Versammlungen zu kommen und wurde in so einem Fall von seiner Sekretärin oder von Freunden choffiert. In der Regel fuhr Robert Schuman mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Rad. Manchmal ging er auch zu Fuß. Er legte Wert darauf, keine Vorteile vom Staat zu beanspruchen. Sein Auto und seine Wohnung sind demzufolge privat finanziert.

“Wenn man Politik macht, muss man dienen, aber sich nicht selbst bedienen” ~Robert Schuman

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Bibliothek

Beim Betreten der Bibliothek fällt der Blick sofort auf das große Bücherregal. Schuman sammelte zusammen mit seiner Mutter leidenschaftlich Bücher. Am Ende seines Lebens zählte man über 8000 Exemplare. Dabei sind die Bücher in verschiedensten Sprachen verfasst, darunter Deutsch, Französisch, Italienisch, Latein oder Griechisch. Seine zweite Sammlerleidenschaft sind die Autographen gewesen. Darunter befindet sich eines der Königin von England und eines der Königin Dänemark.

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Arbeitszimmer

Im Arbeitszimmer von Robert Schuman wurde ein wichtiger Grundstein der späteren Europäischen Union ausgearbeitet. Hier entwarf Schuman den Vertrag zur Gründung der “Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl” (EGKS bzw. Montanunion). Die EGKS wird auch als “Schumanplan” bezeichnet. Am 18. April 1951 unterzeichneten die Beneluxstaaten (Belgien, Niederlande und Luxenburg), Frankreich, Italien und die Bundesrepublik Deutschland in Paris den Vertrag. Bei der EGKS handelt es sich um einen wirtschaftlichen Zusammenschluss, der einen gemeinsamen Markt für die damaligen wichtigen Industrien ermöglicht.

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Gästezimmer

Dieses Zimmer wurde hergerichtet für seine Gäste.

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Schlafzimmer

Hier schlief Robert Schuman bis er aufgrund seiner schlimmer werdenden Krankheit ins Wohnzimmer zog.

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Garten

Robert Schuman machte gerne und regelmäßige Spaziergänge in der Natur und besaß einen wunderbaren Garten.

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Im Nachhinein ist uns besonders in Erinnerung geblieben, dass Robert Schuman trotz seiner Berühmtheit und Erfolges ein sehr bescheidener und einfacher Mann gewesen ist. Im Mittelpunkt seiner Politik stand nicht sein persönlicher eigener Erfolg, sondern der Mensch selbst. Leider ist diese Einstellung nicht immer bei allen Politikern*innen vorhanden. Robert Schuman legte den Grundstein der heutigen Europäischen Union. Diese Gründung bringt viele Vorteile für die Wirtschaft, jedoch birgt sie einen noch größeren Vorteil für die Bürger*innen. Alltägliche Erleichterungen wie Reisefreiheit, zollfreie Zonen oder Niederlassungsfreiheiten gehören mittlerweile fest zu unserem Leben dazu. Dieses Zusammenleben und Zusammenarbeiten funktioniert natürlich nur auf der Basis von Vertrauen und Bereitschaft zur Abgabe von Souveränitätsrechten.

Weitere Quellen zu den Texten:
https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=&cad=rja&uact=8&ved=2ahUKEwjWkrTD4c_1AhW-R_EDHZFtC1EQFnoECAUQAQ&url=https%3A%2F%2Fwww.hdg.de%2Flemo%2Fbiografie%2Frobert-schuman.html&usg=AOvVaw01fNOfuzCoKicSy9GdYkAe
Bild von Robert Schuman:
Von Bundesarchiv, Bild 183-19000-2453 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5422342
Quellen für die Symbole im Grundriss:
Wohnzimmer: living room by Kiran Shastry from <a href=”https://thenounproject.com/browse/icons/term/living-room/” target=”_blank” title=”living room Icons”>Noun Project</a>
Eingangsbereich: Door by Adrien Coquet from <a href=”https://thenounproject.com/browse/icons/term/door/” target=”_blank” title=”Door Icons”>Noun Project</a>
Esszimmer: dining room by Warunk Icon from <a href=”https://thenounproject.com/browse/icons/term/dining-room/” target=”_blank” title=”dining room Icons”>Noun Project</a>
Küche: Kitchen by havid ika from <a href=”https://thenounproject.com/browse/icons/term/kitchen/” target=”_blank” title=”Kitchen Icons”>Noun Project</a>
Speisekammer: Storage Room by Maxicons from <a href=”https://thenounproject.com/browse/icons/term/storage-room/” target=”_blank” title=”Storage Room Icons”>Noun Project</a>
Garage: Garage by IYIKON from <a href=”https://thenounproject.com/browse/icons/term/garage/” target=”_blank” title=”Garage Icons”>Noun Project</a>
Treppe: Stairs by Mello from <a href=”https://thenounproject.com/browse/icons/term/stairs/” target=”_blank” title=”Stairs Icons”>Noun Project</a>
Schlafzimmer: bedroom by Awesome from <a href=”https://thenounproject.com/browse/icons/term/bedroom/” target=”_blank” title=”bedroom Icons”>Noun Project</a>
Badezimmer: Bathroom by DinosoftLab from <a href=”https://thenounproject.com/browse/icons/term/bathroom/” target=”_blank” title=”Bathroom Icons”>Noun Project</a>
Arbeitszimmer: Desk by Angriawan Ditya Zulkarnain from <a href=”https://thenounproject.com/browse/icons/term/desk/” target=”_blank” title=”Desk Icons”>Noun Project</a>
Gästezimmer: guest room by andrgar.design from <a href=”https://thenounproject.com/browse/icons/term/guest-room/” target=”_blank” title=”guest room Icons”>Noun Project</a>Bibliothek: Library by Yoyon Pujiyono from <a href=”https://thenounproject.com/browse/icons/term/library/” target=”_blank” title=”Library Icons”>Noun Project</a>
Blumen: flowers by Anna Nebbiati from <a href=”https://thenounproject.com/browse/icons/term/flowers/” target=”_blank” title=”flowers Icons”>Noun Project</a>

Die Fotos wurden von Myriam Rexhausen aufgenommen und für den Artikel zur Verfügung gestellt.