(Bild: Befestigter Materialeingang des Fort de Schoenenbourg)

Die Maginot-Linie

450 Kilometer lang, 700 Millionen Euro schwer – der Befestigungsgürtel Frankreichs gegen die Deutschen. Du willst mehr über die Maginot-Linie erfahren? Dann schau dir gerne unser kurzes Video dazu an.

(Videobeitrag von Hannah Deifel und Mara Mötsch)


Fort de Schoenenbourg

Im Rahmen einer Studienfahrt der P-Seminare Geschichte und Französisch machten wir uns im September 2022 auf den Weg nach Elsass-Lothringen um die deutsch-französische Geschichte, Länder und Leute näher kennenzulernen. Auf dem Programm stand unter anderem die Besichtigung des Forts de Schoenenbourg.

Vom Artilleriewerk zum Museum

Das Fort de Schoenenbourg befindet sich bei Hundspach im Elsass (in Kartenansicht öffnen). Vom Parkplatz aus sehen wir bereits einen imposanten Betonblock mit gepanzerten Stahltoren aus der Erde ragen. Dahinter verbirgt sich eines der größten, und das von den Deutschen am meisten bombardierte Artilleriewerk der Maginot-Linie.

Die Befestigungsanlage galt als unzerstörbar. Wir erfahren, dass durch die deutschen Übergriffe im Mai und Juni 1940 der mittlere Teil des Artilleriewerks am meisten angegriffen und bombardiert wurde. Trotz riesiger Krater und Zerstörungen an den Kampfblöcken konnte die Anlage den Angriffen erfolgreich standhalten und den Männern in der Festung bis zum Schluss den nötigen Schutz bieten.                                

Nach der unfreiwilligen “Übergabe” des Bunkers von den französischen Soldaten an die Deutschen, nachdem diese erfuhren, dass sich Frankreich bereits ergeben hatte, und sie den Bunker aufgeben mussten, wurde die Anlage nur noch als Munitionslager benutzt. Viele Bunker der Maginot-Linie sind mittlerweile vergessen, verfallen oder wurden zugeschüttet. Das Fort de Schoenenbourg ist heute eine Touristenattraktion. Ein Verein nahm sich der mit viel Aufwand verbundenen Restaurierung des Forts an. Es ist seit 1978 für Besucher geöffnet und nimmt einen besonderen Platz im historischen und militärischen Erbe der Region ein.

Vor dem Gang unter Tage wurden wir in zwei Gruppen eingeteilt, die jeweils einen der langen Tunnel des Forts als Start ihrer Führung hatten. Während unseres Besuchs werden wir durch eine schön gestaltete, mit vielen interessanten und spannenden Informationen umrahmte Führung, über den großen historischen Wert des Ortes informiert.

Der Aufbau der Bunkeranlage

Der Großteil der Festung wurde zum Schutz der Soldaten und Ressourcen unterirdisch, bis zu 30 m tief, errichtet, mit derselben Bauweise, die beim Bau einer Mine angewandt wird. Um die Versorgung der weit voneinander entfernten Stellungen in der Festung zu gewährleisten, wurde ein kleines Schienennetz eingerichtet (max. 9 km/h), das bis heute noch für Instandsetzungsmaßnahmen in Betrieb gehalten wird.

Die Bunkeranlage ist aufgeteilt in den vorderen Teil mit den sechs Kampfbunkern und einem Kommandoposten und den rückwärtigen, feindabgewandten Teil mit Kaserne, Kraftwerk und Eingang.

Sollte es dazu kommen, dass der Feind in das Fort eindringt, wurden die Kampfblöcke durch ihre Architektur mit langen, geraden Gängen, in denen betonierte MG-Stellungen untergebracht waren, geschützt. Hätten die Soldaten dennoch aus dem Fort fliehen müssen, war dies über Notausgänge, welche aufgrund ihrer Bauart nur nach draußen führen, möglich. Zur Not konnte auch ein Schacht, der zum Abtransport der Gefallenen diente, als Notausgang verwendet werden. Auch konnte durch zwei Sprengkammern der gezielte Einsturz der Gänge herbeigeführt werden, um das weitere Vordringen des Feindes zu verhindern.

Der Kommandoposten

Auf halber Strecke zu den Kampfblöcken kommen wir bei der Kommandozentrale vorbei. Ausgestattet mit Telefonen, Funkanlagen und Maschinentelegraphen, liefen hier alle wichtigen Nachrichten der Kampfblöcke und anderer wichtigen Bunker und Werke zusammen. Nach Auswertung der Informationen wurden hier die Befehle mit Maschinentelegraphen an die Kampfblöcke erteilt.

Die Kampfblöcke und das Waffenarsenal

Auch die Bewaffnung der Festungsanlage war nicht zu unterschätzen und auf dem Stand ihrer Zeit. Die im Hügel liegenden Kampfbunker bestehen aus zwei seitlich flankierenden Infanteriekasematten, versenkbaren Panzertürmen mit Kanonen oder Granatwerfer und herausfahrbaren MG-Türmen. All diese Panzertürme konnten von einer „Beobachtungskuppel“ im Auge behalten werden. So waren die großen Geschütze in der Lage bis zu einer Kugel pro Sekunde abzufeuern.

In Block 3 und 4 befanden sich zum Beispiel 189 Tonnen schwere Artilleriegeschütze und die Geschütztürme waren imstande, Granaten mit 10 Kilo Gewicht abzufeuern. Aufgrund dieser starken Bewaffnung und der vorhandenen Schutzvorrichtungen, konnte der Feind am Boden nie näher als 4 km an das Fort vordringen.

Die Kaserne mit Küche und Krankenstation

Im hinteren Teil des Forts befinden sich die Wohnanlagen. Offiziere und Mannschaft hatten getrennte Unterkünfte. Die Soldaten waren in Schlafräumen mit 3-stöckigen Stahlbetten untergebracht. Insgesamt teilten sich 36 Mann ein Zimmer. Kaum vorstellbar, hier einen erholsamen Schlaf zu finden.

Die damals hochmoderne, mit elektrischen Dampfkesseln, Kaffeemaschine und Ofen ausgestattete Großküche war in der Lage über 600 Mann zu versorgen. Auch 1/4 Liter Wein gab es täglich bei jeder der drei warmen Mahlzeiten.

Die Krankenstation verfügte ebenfalls über eine hochmoderne Ausrüstung und sogar einen Notfall-Operationsraum, wodurch die Soldaten auch bei schweren Verletzungen behandelt werden konnten. Wir sehen auch eine Kapelle, die in der Nähe der Krankenstationen errichtet worden ist.

Die großen Sanitärräume hatten neben Waschbecken ein paar Duschen und mehrere WCs.

Alle Räume wurden elektrisch beheizt, was in den Bunkern der Maginot-Linie erfunden wurde.

Das Kraftwerk

Viele Bereiche des Forts waren mit modernster strombetriebener Technik ausgestattet:

  • Transport (Aufzüge, Elektrolokomotiven)
  • Lüftung (Ventilatoren)
  • Pumpen zur Wasserversorgung
  • Betrieb der Panzertürme
  • Küche
  • Beleuchtung
  • Nachrichtenübermittlung (Funk, Telefon, Maschinentelegrafen)

Um diese Strommengen bereitstellen zu können, wurde jedes Maginot-Werk mit einem Kraftwerk ausgestattet. Das Fort de Schoenenbourg verfügte über zwei Umspannstationen für die Regulierung des Stroms, welche von außen aus dem französischen Hinterland über eine Starkstromleitung versorgt wurden. Besonders im Krieg musste jederzeit mit Stromausfällen gerechnet werden, daher kamen auch vier Dieselgeneratoren für die autarke Stromversorgung zum Einsatz. Somit war ein Weiterbetrieb über einen längeren Zeitraum gewährleistet.

Bei unserem Rundgang kommen wir auch an einer Werkstatt mit Ersatzteillager vorbei. Schließlich musste die Technik auch repariert und gewartet werden.

In einem weiteren Raum können wir die Filteranlage sehen. Hier gibt es große Behälter, die mittels Kohlefilter die Luft bei einen möglichen Giftgasangriff reinigen sollten.

1939 bis 1940 – Der Sitzkrieg und die Wandgemälde

Besonders wird uns die Kunst im Gedächtnis bleiben, die als Zeuge dieser Zeit einen sehr interessanten Einblick in das Leben der Soldaten gegeben hat.

Nach Kriegsbeginn in Europa verharrten die Soldaten monatelang (in 48 Stunden Schichten), in Erwartung einer Attacke, in den Bunkern. Um von der Langeweile und der schlechten Stimmung abzulenken, malten die Soldaten Bilder, unter anderem von Mickey Mouse und Josephine Baker, an die Wände des Bunkers. Das passive Warten der Franzosen auf den Feind ging allgemein als “Sitzkrieg” in die Geschichte ein.


Unsere Exkursion durch das Fort de Schoenenbourg war aufgrund der anschaulichen Vermittlung der geschichtsträchtigen Bedeutung des Ortes ein interessantes sowie unvergessliches Erlebnis auf unserer Reise durch die Deutsch – Französische Geschichte.

von Lukas Schiffer, Vincent Lippmann und Michael Kleebauer

(Alle hier verwendeten Bilder sind eigene Aufnahmen der Redaktion)