Zwiespalt und Freundschaft

Deutsche Feldjäger (schwarze Uniform) und französische Polizisten (weiße Uniform). Ganz Links steht Herr Bader.

Zwischen der Wandlung der Beziehung von Frankreich und Deutschland von ihrer sogenannten “Erbfeindschaft” hin zur “Erbfreundschaft” gab es einige Barrikaden, die überwunden und durchbrochen werden mussten;

Von einem großen Schritt in die Richtung zum Vertrauen und zu einer neuen Freundschaft konnte mir der Zeitzeuge Herbert Bader (Im Titelbild ganz links) berichten. Als ich ihn fragte, was er mir von der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg erzählen könnte, wurde ich überrascht. Besonders lebhaft schilderte er mir die Erlebnisse während seinen Aufenthalts als Bundeswehrsoldat in Frankreich, der ihm sowohl viele negative als auch positive Eindrücke lieferte.

Laut Herrn Baders Schilderungen ist er mit seinem Trupp aus Mittenwald im Jahre 1962 einer der ersten Soldaten gewesen, die nach dem Zweiten Weltkrieg wieder französischen Boden betreten haben. Die Reaktionen der Bewohner waren dabei nach seinen Erzählungen teils äußerst negativ:

“Sobald wir mit dem Zug voll bemannt in Paris einrollten, wurde uns zugebuht. Die Pariser Bürger drohten uns mit Fäusten und Steinen, als wir mit Schrittgeschwindigkeit durch das Gleis fuhren.”

Herbert Bader

Nach ihrem äußerst kühlen Empfang reiste der voll bemannte Zug mit Kleinpanzern, LKWs und PKWs weiter zu ihrem eigentlichen Ziel nach Südfrankreich: dem französische Truppenübungsplatz in Caylus. Die Leute vor Ort begrüßten die Soldaten mit offenen Armen; sie lebten vom Truppenübungsplatz, und akzeptierten die Anwesenheit deutscher Soldaten.

Von diesem Standort aus besuchten die Soldaten mehrere Städte, unter anderem die Wallfahrtsstadt Lourdes im Süden Frankreichs, in der gerade das Marienfest im vollen Gange war. Herr Bader half mit anderen Soldaten älteren und schwachen Personen, im Rollstuhl zum Marienfest zu gelangen; Er betonte, dass ihm alle Franzosen viel Dank und Freundlichkeit entgegengebracht haben, und dass ihn der Anblick des Marienfestes und der Lichter der ca. 50.000 Pilger bis heute bewegen.

Städte, die von Herr Bader in 1962 besucht wurden

Während ihres Aufenthaltes waren zwar keine französischen Soldaten in Caylus stationiert, jedoch arbeitete Herr Bader als Feldjäger zusammen mit der örtlichen Polizei; für die Zusammenarbeit zwischen dem französischem Militär und der Bundeswehr wurden nämlich zahlreiche französische Polizisten herbestellt, die die deutsche Sprache beherrschten.

Zusammen mit diesen planten sie die Fahrtwege durch Frankreichs Städte und regelten den Verkehr, um den PKWs und Kleinpanzern der Bundeswehr freie Bahn zu machen. Zu diesen Polizisten gehörte auch Gerard Rousseau, mit dem sich Herr Bader während seines Aufenthalts anfreundete, und mit dem er auch nach seiner Truppenübung noch mehr als Zehn Jahre Kontakt hielt. Gerard’s Frau war Deutsche, weshalb er auch selbst sehr gut deutsch sprach.

Herr Bader erlebte also beide Standpunkte der französischen Bürger; sowohl die der, die den Krieg noch nicht loslassen wollten, als auch die derjenigen, die die Vergangenheit ruhen lassen wollten. Was er aber auf jeden Fall erlebte, war ein Entscheidungsmoment in der Beziehung zwischen Deutschland und Frankreich, der das Vertrauen zwischen beiden Ländern nachhaltig stärkte.

Autorin: Franziska

Fotos: privat