Schulsystem und Deutschunterricht in Elsass

Grundsätzlich war Elsass zweisprachig und Deutsch wurde bis 1939 in Schulen als Muttersprache und Unterrichtssprache gelehrt. Dies änderte sich schlagartig im und nach dem Zweiten Weltkrieg, da das Verhältnis von Deutschen und Franzosen offensichtlich und auch nachvollziehbar sehr schlecht geworden war. Von 1945 bis zum Elysee Vertrag im Januar 1963 war Französisch als einzige Sprache an Grundschulen anerkannt und wer Deutsch bzw. Elsässisch sprach, wurde sogar bestraft. Nur an Sekundarschulen konnte Deutsch unterrichtet werden, jedoch lediglich als Fremdsprache.

Dies änderte sich mit als der Oberschulamtsdirektor F. Guyard in einem Interview mit der Zeitung “Dernieres Nouvelles d`Alsace” diese inspirierenden Worte sagte: “Der alemannische Dialekt bildet in dieser Region die Voraussetzung für das Erlernen und Beherrschen der deutschen Sprache. Es wäre sehr bedauerlich, diese sprachliche Komponente verkümmern zu lassen”. Diese sichtweise verbeitete sich langsam unter den Elsässern, trotz des Widerstands durch die Lehrergewerkschaft der Grundschullehrer (SNI).

1973 wurde der Deutschunterricht an Grundschulen mit der Holderith-Methode wiedereingeführt. Durch diese Methode sollte Schülern mit spielerischen Sketchen das Erlernen und Sprechen von Deutsch erleichtert werden. Man kann jedoch bemängeln, dass Lehrer nur auf freiwilliger Basis Deutsch unterrichten konnten, was dafür sorgte, dass es anfangs nicht sehr viele Klassen mit Deutschunterricht gab. Heute ist der Gebrauch des elsässischen Dialekts nur noch vereinzelt vorhanden, was man an einer Untersuchung des Kultusministeriums sehen kann. Man fand dort nähmlich heraus, dass im Jahr 2005/2006 nurnoch 1-4 Prozent der Grundschüler den Dialekt benutzten.

Im Schuljahr 2016/17 besuchen 15,6 % der gesamten Schüler der Primarschule den zweisprachigen Zug: 19,3% in der Vorschule (im Oberelsass 23,3 %, im Unterelsass 16,5 %), in der Grundschule 13,4 %, (im Oberelsass 15,2 % und im Unterelsass 12,1 %)

Das entsprechende Rahmengesetz für das französische Bildungswesen wurde am 8. Juli 2013 vom Parlament beschlossen. Die Ausführungsverordnung und der Reformerlass für die Sekundarschule (Collège: Gesamtschule von der 6. bis 9. Klasse) folgten am 19. Mai 2015. Die neuen Bestimmungen wurden mit dem Schulbeginn 2016 eingeführt. Diese Reform hat eine heftige Debatte ausgelöst und wurde auch in Deutschland sehr aufmerksam verfolgt.

Sie führte zu einer Schwächung des Stellenwerts der deutschen Sprache im französischen Schulsystem und zu einer Gefährdung der Mehrsprachigkeit im Allgemeinen. Deutsch als Fremdsprache wurde in der ersten Klasse des Collège (6. Klasse) im bislang zweisprachigen Zug Englisch/Deutsch eliminiert, während Englisch als einzige Fremdsprache eine Aufwertung erfuhr. Für alle Schüler wird die zweite Fremdsprache nun erst ab der 7. Klasse unterrichtet, allerdings als Pflichtfach.

Bildquellen:

https://pixabay.com/de/photos/gebäude-residenz-struktur-außen-4554101/

https://pixabay.com/de/photos/tafel-schiefertafel-schultafel-1614646/