Der Schuman-Plan und die Person dahinter

Es ist der 09. Mai 1950. Im Salon de l’Horloge des Außenministeriums der Französischen Republik (auch Quai d´Orsay genannt) wird gleich der Schuman-Plan von Robert Schuman bekanntgegeben, von wem auch sonst. Bis hierhin wurde noch keine Person über diesen informiert, außer Konrad Adenauer, der damalige Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Dieser stimmte dem Plan unmittelbar zu.

Die deutsch- französische Beziehung ist bis zum jetzigen Zeitpunkt eine schwierige gewesen, geprägt von Konflikten, Konflikten und noch mehr Konflikten. Deshalb ist es umso wichtiger gewesen, Annäherungsversuche zwischen den zwei Ländern zu starten. Ein wichtiger Schritt war der Schuman-Plan.

Aber warum war dieser so wichtig? Und wer ist überhaupt Robert Schuman? Diese Fragen sollen in dieser kurzen Biographie geklärt werden.

1886

Am 29. Juni 1886 wurde Robert Schuman in Clausen, heute ein Stadtteil von Luxemburg, geboren. Seine Mutter kam aus Luxemburg, sein Vater wurde in Ewringen geboren, dass durch die Annexion im Jahr 1871 dem deutschen Reich angehörte, weshalb er Reichsdeutscher war. Aus diesem Grund war Robert Schuman von Geburt deutscher Staatsbürger. Französisch lernte er deshalb erst in der Grundschule, denn seine Muttersprache war das moselfränkische Deutsch gewesen, weshalb er französisch mit einem moselfränkischen Akzent gesprochen hat (wenn ihr euch noch einen Eindruck von dem Akzent verschaffen wollt).

1896 – 1903

Er besuchte das Atheneum, eine weiterführende Schule in Luxemburg, und legte dort das Abitur ab. Nur ein Jahr später bestand er das deutsche Abitur am kaiserlichen Gymnasium in Metz. Kurz darauf startete er sein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Bonn. Das Studium fuhr er in München, Berlin und Straßburg fort und war bei all seinen Universitätsstationen teil der Unitas (diese war ein Zusammenschluss von verschiedenen christlichen Studentenvereinen).

1910 – 1912

Schuman legte einen Doktor in Rechtswissenschaften, also Dr. jur., ab und eröffnete letztendlich eine Rechtsanwaltskanzlei in Metz.

Erster Weltkrieg

Aufgrund seiner deutschen Staatsbürgerschaft stand er im 1. Weltkrieg auf der deutschen Seite, jedoch war er nur im Hilfsdienst in Metz beteiligt.

1918 – 1919

Seine erste politische Position hatte er 1918 in Metz als Stadtrat, nachdem die deutschen Truppen sich zurückgezogen hatten. Im darauffolgenden Jahr wurde er dann auch schließlich französischer Staatsbürger wegen einer weiteren Annexion Elsass-Lothringens, diesmal aber durch die Franzosen. Die französische Staatsbürgerschaft ermöglichte Robert Schuman seinen richtigen Einstieg in die Politik. Er wurde Abgeordneter in der französischen Nationalversammlung für die Union Républicaine Lorraine.

1928 – 1936

Schuman war Vorsitzender des Ausschusses für Elsass-Lothringen und für eine kurze Zeit auch der Vizepräsident des Abgeordnetenhauses. In diesem Zeitraum gab es für ihn keine Möglichkeit mit seinen eigenen politischen Konzept und Ideen bekannt zu werden. Er legte seinen Fokus auf andere Dinge, wie zum Beispiel auf die Einführung des französischen Zivil-, Handels- und Schulrechts in Elsass-Lothringen.

Zweiter Weltkrieg

Am Anfang des 2. Weltkriegs war er Unterstaatssekretär in der französischen Regierung. Während des 2. Weltkriegs war er im französischen Widerstand aktiv und wurde 1941 von der Gestapo festgenommen. Er wurde in Metz und in Neustadt an der Weinstraße festgehalten. 1942 gelang ihm die Flucht aus seiner Haft und entkommt somit knapp dem Konzentrationslager Dachau. Er suchte die „freie” Zone Frankreichs auf und ließ sich in Lyon nieder, wo sich viele Mosellaner zu der Zeit befanden. Er verbrachte die nächsten drei Jahre im Untergrund von Lyon. Dank eines Freunds von Schuman, Polizeikomissar Charles-Albert Watiez, konnte er den Kontakt zu vielen Flüchtlingen aufnehmen. So nahm er auch am Lothringer Komitee teil.

1945 – 1950

Nach seiner Rückkehr nach Lothringen wurde Robert Schuman kurz darauf im Jahr 1945 als Abgeordneter der Mouvement républicain populaire, kurz MRP, in die Französische Nationalversammlung gewählt und ein Jahr später wurde er überraschenderweise zum französischen Finanzminister ernannt. In seiner Zeit als Finanzminister kämpfte Frankreich mit vielen innerstaatlichen Schwierigkeiten, welche Schuman zum Rücktritt zwangen. In der nächsten Regierung unter André Marie wurde Schuman zum Außenminister gemacht. Dieses Amt behält er trotz der neun Regierungswechsel, welche im Abstand von vier Jahren geschehen sind, von 1948 bis 1952.

In seiner Zeit als Außenminister wollte er Frankreich in eine Richtung leiten, welches sich zu einer Bildung von einem gemeinsamen Europa erkennt. Schuman selber war überzeugt von dieser Überlegung und sprach sich immer wieder für einen Zusammenschluss europäischer Nationen aus. Nicht nur Schuman stand hinter dieser Idee, sondern auch einige Länder, da zwischen vielen Staaten eine große gegenseitige Abhängigkeit entstand.

Der Schuman-Plan

Der Schuman-Plan war generell ein politischer Plan, welcher die Zusammenlegung der Kohle- und Stahlproduktion Deutschlands und Frankreichs vorsah. Der Plan wurde von Schuman im Salon de l’Horloge am 09. Mai 1950 bekanntgegeben. Der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer stimmte dem Plan sofort zu.

Hauptziele dieses Plans waren zum einen die Modernisierung der Produktion und die Verbesserung der Qualität, die Verbesserung der Arbeitsverhältnisse und die Entwicklung einer gemeinsamen Ausfuhr in andere Länder. Schuman plädiert bei der Vorlesung für die Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS), oder auch Montanunion genannt. Der Vertrag über die Gründung der EGKS geht auf diesen Plan zurück.

Der Plan und die darauffolgende Entstehung der Montanunion waren nicht nur wichtige Eckpfeiler für das Entstehen der Europäischen Union, sondern auch ein wichtiger Schritt in der Annäherung und auch Versöhnung zwischen Frankreich und Deutschland. Die zwei Nationen waren durch ihre ausgemachte gemeinsame Kohle- und Stahlproduktion aneinander gebunden. Dies sollte die Beziehung der zwei Nationen stärken und festigen.

Der Schuman-Plan wird als der entscheidende Schritt gesehen, welcher zur Europäischen Union und auch zu einer freundschaftlichen Beziehung zwischen Deutschland und Frankreich führte.

Rücktritt und letzten Jahre

Innerstaatlich wurde die Außenpolitik von Robert Schuman, vor allem von gaullistischer Seite, kritisiert, weshalb er aufgrund des Rücktritts des gesamten Pinay Kabinetts 1952 auch sein Amt als Außenminister niederlegte.

1955 wurde Schuman ein Jahr zum Justizminister berufen. 1958 wurde Schuman einstimmig zum Präsidenten der Parlamentarischen Versammlung der Europäischen Gemeinschaft gewählt, welche später zum Europäischen Parlament wurde.

Im gleichen Jahr wird ihm der Internationale Karlspreis zu Aachen zuerkannt aufgrund seiner Förderung eines gemeinsamen Europas. Er reiste in dieser Zeit mehrmals durch Europa, um weiter für ein gemeinsames Europa zu plädieren. Im Jahr 1959 erhielt er zusammen mit Karl Jaspers den Erasmus-Kulturpreis, welcher Leute oder Institutionen auszeichnet, die einen wichtigen Beitrag im kulturellen und sozialen Bereich geleistet haben.

Robert Schuman starb am 04. September 1963 in Scy-Chazelles bei Metz.

Schuman ist eine der wichtigsten Personen, wenn man die heutige deutsch-französische Freundschaft betrachtet. Mit dem Schuman-Plan machte er einen wichtigen Schritt in Richtung eines gemeinsamen Europas und einer freundschaftlichen Beziehung zwischen Deutschland und Frankreich, die bis heute anhält. Nicht umsonst wird Schuman oft als „Vater Europas” bezeichnet. Mehrere Schulen wurden nach ihm benannt und sein Haus kann man heute noch besichtigen.

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