Hier sieht man Kaiser Napoleon beim Reenactment der Schlacht bei Eggmühl

Napoleon im 21. Jahrhundert – Ein Interview mit dem Reenactmentdarsteller Peter Sabel

Reenactment, zu Deutsch ,,Nachstellung”, meint das Nachstellen beziehungsweise Inszenieren von historischen Begebenheiten. Menschen, die solch ein Hobby betreiben, kennen sich dabei meist äußerst gut mit Geschichte aus und sind Feuer und Flamme dafür, das Ereignis so real wie möglich darzustellen. Wir trafen uns mit Peter Sabel, der Teil einer Reenactment Gruppe ist, und stellten ihm dabei einige Fragen:

Hallo Herr Sabel, Sie sind Reenactment Darsteller. Der Begriff ist sicherlich einigen Lesern unbekannt. Was genau ist Reenactment?

,,Es wird ein Ereignis herausgesucht, was möglichst viele Reenactors interessiert.”

Peter Sabel

Was interessiert sie am Nachstellen von geschichtlichen Ereignissen?

,,Man kommt einfach viel näher ran, wenn man in diese Rolle reingehen kann.”

Peter Sabel

Was haben Sie beim Nachstellen der Schlacht bei Eggmühl gemacht?

,,Da hab ich bei Tisch, Wein und Wasser und Brot und dergleichen nachgereicht, also sowas wie eine Art Leibdiener.”

Peter Sabel
Hier sieht man Kaiser Napoleon beim Reenactment der Schlacht bei Eggmühl

“Unvergessliche Bilder zu erhalten, Sprachen neu lernen und anzuwenden und neue Bekanntschaften zu machen” sind laut Peter Sabel große Antriebe für die Mitwirkung bei einem Reenactment. Nicht wegzudenken ist hierbei auch das Bundesland Bayern und unsere Heimatstadt Landshut, die Stadt, welche mit Denkmälern und Erinnerungen an Napoleon versehen ist. Täglich laufen in Landshut Bürger, aber auch Touristen, an zwei bedeutsamen Stellen vorbei: Das “versteckte” Memorial links neben dem Eingang des Hauptfriedhofes und das Memorial am Ende der Isarbrücken vor der Heilig Geist Kirche. Diese zwei bekannten Denkmäler wurden zur Erinnerung an Napoleon und der Schlacht bei Landshut 1809 errichtet.

Hier sieht man die Standorte der Denkmäler in Landshut

Die Frage, ob Napoleon ein Fluch oder ein Segen war, ist bei vielen sehr umstritten. Auch Peter Sabel hat bezüglich dieser Frage keine zielgerichtete Antwort. Seiner Meinung nach gibt es viele Sachen, die man ihm zugute halten muss. Schließlich habe der kleine Insulaner den revolutionären Gedanken “Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit” vertreten und weitestgehend eine Monarchie abgeschafft. Erstmalig wurden durch ihn mit dem “Code Civil” Menschenrechte nach Europa gebracht und das Heilige Römische Reich fand sein Ende. Andererseits ist nicht zu leugnen, dass Napoleon machtgierig war: Er verfolgte auf brutaler Weise sein großes Ziel ganz Europa zu beherrschen. Er selbst ist Anführer bei zahlreichen Schlachten gewesen und somit verantwortlich für viele Gefallene.

Gespaltene Meinung bezüglich des Reenactments

Doch tiefer gegriffen hält nicht jeder viel vom Reenactment. Das “Nachspielen” scheint die Gemüter zu spalten. Entweder man ist ein Fan davon – oder eben nicht. Einige verlieren den Sinn hinter der ganzen “Schauspielerei”, wenn es für die damaligen Ereignisse doch realistische Verfilmungen gibt. Zudem untergräbt bzw. verharmlost Reenactment die eigentliche Gewalt, den Schmerz und Blut. Vor allem die Zuschauer sind oft der Meinung, dass ihnen Realität und Grauen verwehrt wird. Aber neben den “negativen” Aspekten, bringt es natürlich auch viel positives mit: Die Reenactment-Darsteller haben die Möglichkeit das geschichtliche Ereignis so real wie möglich selbst zu erleben, das allgemeine geschichtliche Wissen zu vertiefen und Erfahrungen zu sammeln, selbst mit unbekannten anderen Darstellern. Ursache für die gespaltenen Meinungen bezüglich des Reenactments ist meistens die Ansichtssache. Natürlich sind die Darsteller meist enthusiastischer als die Zuschauer, für welche Reenactment meist nur “Klamauk” ist.

Weitere Bilder vom Nachstellen der Schlacht bei Eggmühl im Jahr 2009:

Ein Video zum Reenactment: Hier wurde die Schlacht bei Waterloo anlässlich ihres 200-jährigem Jubiläum nachgestellt

Für alle Interessierten:

Die Website des königlich bayerischen 2. Chevauleger-Regiment Taxis: http://www.chevauleger-regiment.de/

Das gesamte Interview in drei Teilen zum Reinhören:

Autoren: Elena & Christina

Bildquellen: Redaktion